SchussenAktivplus

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SchussenAktivplus - Forschen und Fischen für den Gewässerschutz

RavensburgDienstag, 18. September 2012

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsprojekt zum Gewässer- und Trinkwasserschutz SchussenAktivplus läuft seit acht Monaten. Auf einer Pressefahrt entlang der Schussen präsentieren die Projektverantwortlichen jetzt Ergebnisse aus einer Vorstudie sowie ihre Forschungsarbeit. Im Rahmen des Projektes erhält die Kläranlage Eriskirch als eine von 5 Abwasser-, bzw. Regenwasserbehandlungsanlagen neue Reinigungsstufen.

„Die Auswertung unserer Vorstudie SchussenAktiv zeigt, dass der Bodenseezufluss Schussen im Vergleich zur benachbarten Argen deutlich stärker mit Spurenstoffen belastet ist, dass aber auch die Argen Belastungen mit bestimmten Stoffe aufweist“, erklärt Prof. Rita Triebskorn von der Universität Tübingen. Die Projektkoordinatorin von SchussenAktivplus erläutert weiterhin, dass es sich bei der Belastung in Schussen und Argen um eine Art Schadstoffcocktail handele, der unterschiedlich stark verdünnt sei, und unterschiedliche Bestandteile enthalte. In den Fischen aus der Schussen werden organische (z.B. Flammschutzmittel) und anorganische Schadstoffe (Metalle) angereichert. In Fischen aus der Argen sind vor allem Metalle nachzuweisen. Spezielle toxische und hormonelle Wirkungen, die bei Fischen und Flohkrebsen aus der Schussen auftreten, sind charakteristisch für das Vorhandensein solcher Chemikalien. Auch Zellkulturtests, die im Rahmen von SchussenAktiv durchgeführt wurden, weisen in die gleiche Richtung.

Die Untersuchungen von SchussenAktiv werden mit dem vom BMBF finanzierten Projekt SchussenAkivplus fortgeführt und erweitert. Bis 2014 untersuchen verschiedene Institute, Behörden, Kommunen, Zweckverbände und Universitäten, wie viele Keime und Mikroverunreinigungen über das Abwasser in die Schussen gelangen, und wie dieser Schadstoffcocktail auf Fische und andere Gewässerorganismen wirkt. Dabei haben die Forscher/innen rund 165 verschiedene Mikroverunreinigungen wie Pflanzenschutzmittel, Arzneimittel und Industriechemikalien im Blick.

Erforscht wird aber auch, wie effektiv neue, zusätzliche Reinigungsstufen in den drei unterschiedlich großen und ausgebauten Kläranlagen Ravensburg-Langwiese, Eriskirch und Merklingen und in zwei erweiterten Regenwasserbehandlungsanlagen arbeiten. Während die großtechnische Pulveraktivkohleanlage der Ravensburger Kläranlage Langwiese nächstes Jahr in Betrieb geht, ist der Ausbau der Kläranlage Eriskirch gerade fertig geworden.

Die Kläranlage, die die Abwässer der Stadt Tettnang und der Gemeinden Eriskirch und Meckenbeuren reinigt, erhält versuchsweise eine Ozonbehandlung und eine Aktivkohlebehandlung mit Kornkohle. Mit dieser Kombination lassen sich Keime und Spurenschadstoffe entfernen. „Eine großartige Sache“, freut sich Markus Spieth. Der Verbandsvorsitzende vom AV Unteres Schussental erklärt, dass man sich neue Erkenntnisse im Umgang mit diesen Stoffen erhoffe, die man dann auf der Kläranlage zeitnah umsetzen möchte.

Um die Wasserqualität vor und nach dem Einbau der neuen Technik zu prüfen, werden Abwasser-, Oberflächenwasser- und Sedimentproben genommen und Organismen im Freiland als Bioindikatoren genutzt. So testen die Wissenschaftler/innen unter anderem typische regionale Fische, wie Döbel und Schneider auf Gesundheit von Kiemen, Geschlechtsorganen, Leber und Nieren. Dafür müssen die Testtiere mehrmals im Jahr mit hohem Aufwand gefangen werden. Wie das funktioniert, demonstriert der Biologe Michael Weyhmüller als Repräsentant des Seenforschungsinstituts Langenargen in der Schussen bei Eriskirch. Mit Wathose, Schutzhandschuhen und verkabeltem Kescher zeigt er, wie Elektrofischen theoretisch funktioniert. Denn im trüben Schussenwasser würde es zu lange dauern, um die Fischproben nur mit einfachem Kescher oder gar der Angel zu fangen.
An der Schussen findet jedoch auch das sogenannte aktive Monitoring statt: Dazu wird in einem Bypass bei Gunzenhausen das Schussenwasser per Rohrleitungen durch Aquarien gepumpt. Darin werden Bachforellen, ihre Eier und Flohkrebse unter kontrollierten Bedingungen gehalten. Die Wissenschaftler/innen untersuchen, wie sich die Tiere entwickeln, ob die Embryonen Missbildungen zeigen oder ob männliche und sehr junge Fische weibliches Eidotterprotein produzieren.

Wer mehr über das Projekt erfahren will, kann zwei Veranstaltungen der Volkshochschule Ravensburg besuchen. Am Dienstag, 25. September um 19.30 Uhr stellt Prof. Rita Triebskorn im Café im Spital in Ravensburg das Projekt vor. Am Wochenende, 12. und 13. Oktober sind Jung und Alt zu einem Workshop zum Mitforschen an der Schussen eingeladen. Mehr Informationen unter www.SchussenAktivplus.de oder https://vhs-rv.de.
SchussenAktivplus gehört zu den 13 vom Bund im Rahmen des Schwerpunktes Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf (RiSKWa) geförderten Projekten. Es ist Teil des Förderschwerpunkts Nachhaltiges Wassermanagement NaWaM. In diesem bündelt das BMBF seine Aktivitäten im Bereich der Wasserforschung innerhalb des BMBF-Rahmenprogramms Forschung für nachhaltige Entwicklungen FONA. Das Land Baden-Württemberg unterstützt das auf drei Jahre angelegte Projekt mit 250.000 Euro.

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Pressekontakt

Jutta Schneider-Rapp
Ökonsult

Gerberstraße 9
70178 Stuttgart

Tel. 07 11 / 67 44 74-64
Fax 07 11 / 67 44 74-66

E-Mail

Projektleitung

Prof. Dr. Rita Triebskorn
Universität Tübingen
Physiologische Ökologie der Tiere

Konrad-Adenauer-Str. 20
72072 Tübingen

Tel.: 07071 / 75 73 555

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